Wie bewege ich mich im Alltag?
Zur Fortbewegung nutze ich einen weißen Blindenlangstock, der mir frühzeitig anzeigt, ob irgendwo ein Hindernis, eine Stufe oder auch Glassplitter auf dem Boden sind. Ein Problem sind aber leider häufig Radfahrende, welche illegalerweise auf dem Gehweg fahren und somit zu einer echten Gefahr für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit, die zu Fuß unterwegs sind, werden können. Der Stock hilft da zwar auch, einen gewissen Abstand zu bekommen, dennoch passiert es leider viel zu häufig, dass man beinahe von radfahrenden Personen umgefahren wird. Auch die Tatsache, dass man als Person mit Blindheit oder Sehbehinderung erschrickt, wird dabei gerne ignoriert.
Wenn ich auf vertrautem Terrain unterwegs bin, kann es auch sein, dass ich den Stock eher wie einen Spazierstock in der Hand halte und nicht permanent pendele. Schließlich kostet dies auch Kraft und sollte meiner Meinung nach nur angewandt werden, wenn es notwendig ist. Alternativ kann man den Stock auch gut ausgestreckt ohne Pendelbewegung nutzen (jedenfalls mit meinem Visus; eine blinde Person sieht das wohl anders).
Fotografieren, wenn die Augen nicht mehr mitspielen
Ich fotografiere eigentlich schon fast mein ganzes Leben lang gerne. Meine erste richtige Spiegelreflexkamera von Nikon bekam ich aber erst 2015 zu Weihnachten geschenkt. Wie zuvor erwähnt brach im Jahr 2016 meine Augenerkrankung erneut aus. Operationsbedingt habe ich seit 2016 auf dem linken Auge nichts mehr gesehen. Die Erblindung erfolgte im Jahr 2018 durch eine Einblutung. Es blieb rechts ein Restvisus von 0,1.
Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, dass durch Operationen das Auge noch zu retten war, als sich aber Mitte des Jahres immer noch keine Besserung einstellte, beschloss ich, mir die Kamera zu schnappen und einfach drauflos zu knipsen; dank Kameraautomatik ja kein Problem.
Warum fotografieren?
Oft werde ich gefragt, warum ich überhaupt fotografiere, wenn ich die Kamera überhaupt nicht bedienen kann. Die Antwort ist einfach: Es macht Spaß und am Bildschirm kann ich die Bilder vergleichweise scharf sehen. Das ermöglicht mir, die Welt die ich sonst nur sehr unscharf wahrnehme, besser zu sehen und Dinge zu erfassen, die meinen Augen draußen verborgen bleiben.
DSLR vs. iPhone
Natürlich waren die ersten Fotos alles andere als gut, man experimentierte ja auch mit Brennweiten, Zoom und Blickwinkel. Irgendwann entschied ich mich dann für eine 35mm-Festbrennweite. Es folgte eine neue Kamera, welche auch mit Schärfepriorität fotografieren konnte, d. h., es wird erst ausgelöst, wenn der Autofokus scharf gestellt hat. Das ist zwar für bewegte Objekte schlecht, aber da ich diese eh häufig nicht sehe, habe ich mich auf Landschafts- und Architektur-Fotografie beschränkt.
Als es im Jahre 2019 an der Zeit war, sich ein neues Smartphone zu holen, entschied ich mich für ein iPhone, da dies auch auf dem Barrierefreiheitssektor ungeschlagen ist. Und natürlich fing ich auch an, damit zu fotografieren. Zwar mag vielleicht nicht die beste Kamera verbaut sein, aber bei meinen Fähigkeiten werden die Bilder mit der Spiegelreflexkamera auch nicht besser.
Eine Ausnahme bildet natürlich die Möglichkeit, Zoom-Objektive an der DSLR zu nutzen. Aber das wird für mich schwierig, wenn ich auf die Entfernung nicht erkennen kann, wo ich hinzoomen will.
Feinschliff
Anfangs habe ich die Fotos nur mit der internen Foto-App von Apple bearbeitet. Mittlerweile verwende ich RAW Power auf dem iPad. Das funktioniert super und ich bin mit den Ergebnissen echt zufrieden. (Weitere Informationen über diese App findet ihr im Tech-Corner bei den App-Vorstellungen.)